Stuttgart. Jahrzehnte lang wurden die Hauptschulen „gestärkt“, immer wieder gab es Unterstützungsprogramme für die Gymnasien. Die Realschulen erledigten im Windschatten der heftig geführten Diskussionen um die anderen Schularten stets verlässlich und völlig unspektakulär ihre Arbeit. Jetzt ist es an der Zeit, etwas Gutes für diese wertvolle Schulart zu tun, so der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Die letzte Pressemitteilung des Kultusministeriums zur Realschule (PM 148/2012) gibt jedoch Anlass zur Sorge. „Das sieht eher nach einer raschen Schulabwicklung als nach einer Schulentwicklung aus“, sagt VBE-Chef Gerhard Brand.
Der VBE setzt sich intensiv für eine Stärkung der Realschulen ein. Baden-Württemberg, das besonders von Industrie, Handwerk und der Wirtschaft lebt, benötigt, um zukunftsfähig zu bleiben, weiterhin gut ausgebildete Realschüler. Die Realschule in Baden-Württemberg ist allgemein anerkannt, leistet ausgezeichnete Arbeit und funktioniert hervorragend.
Für den VBE bedeutet das, dass noch mehr in Realschulen investiert werden muss. Der VBE fordert die Stärkung der Realschule durch den Ausbau des Wahlpflichtbereiches, die Überarbeitung der Konzeption der Fächer – beispielsweise NWA (Naturwissenschaftliches Arbeiten), die Stärkung des typischen Profils dieser Schulart, zusätzliche Lehrerstunden und Pädagogische Assistenten – die es bisher nur an Grund- und Hauptschulen gibt, eine zeitliche Entlastung der Kollegien und Schulleitungen sowie die Erweiterung der Schulart um zwei Jahrgangsstufen mit der Möglichkeit, dort die Fachhochschulreife zu erwerben (R 8) und die verstärkte Vernetzung mit den beruflichen Gymnasien. Für den VBE hat die Schulart Realschule eine besonders zentrale und wichtige Funktion im Schulsystem, die es jetzt durch bessere Rahmenbedingungen noch aufzuwerten und nicht abzuwickeln gilt.
„Unbenommen davon kann sich natürlich jede Realschule auf den Weg zu einer Gemeinschaftsschule machen, wenn die Verantwortlichen vor Ort dies so wollen“, sagt der VBE-Vorsitzende Brand. Die Penetranz, mit der das Kultusministerium einseitig Werbung für die neue von der Landesregierung favorisierte Schulart mache, sei jedoch inakzeptabel.
21. November 2012