Stuttgart. „Die deutliche Zunahme verhaltensauffälliger Schüler über sämtliche Schularten hinweg ist für Lehrer eine pädagogische Herausforderung und immer mehr eine psychische und physische Belastung“, sagt der Sprecher des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg. Schule zu halten sei in bestimmten Klassen körperlich spürbare Schwerarbeit geworden. Und je voller die Klasse sei, desto größer werde die pädagogische Herausforderung.
„Lehrkräfte stört es, wenn Schüler einfachste soziale Regeln, eigentlich selbstverständliche Umgangsformen nicht mehr kennen, geschweige denn beherrschen“, stellt der Sprecher des gewerkschaftlichen Berufsverbandes VBE fest. Fakt sei, dass sich auch immer mehr Schüler immer weniger konzentrieren können und allein dadurch zu einer unguten Unterrichtsatmospäre beitragen. Bereits in der Grundschule sei die Zahl unkonzentrierter, zappeliger und schwer motivierbarer Kinder hoch, ob mit oder ohne diagnostiziertem ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom) oder ADHS (mit Hyperaktivität).
In den oberen Klassenstufen müssen sich die Lehrer zunehmend mit Verweigerungshaltungen und sprachlicher Verrohung mit wüsten verbalen Entgleisungen der Schüler auseinandersetzen. Resignation auf Lehrerseite ist trotzdem nicht das passende Gegenmittel. Verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche können auch als pädagogische Herausforderung angesehen werden. „Angepassten und interessierten Schülern etwas beizubringen, schaffen auch weniger professionelle Lehrkräfte“, räumt der VBE-Sprecher ein, der wahre „Schulmeister“ bewähre sich in Konfliktsituationen.
Der VBE appelliert an den Finanzminister, genügend Haushaltsmittel für eine ausreichende Anzahl von Pädagogen, Beratungslehrern, Sozialarbeitern, Schulpsychologen und Unterstützungsprogrammen (wie Streitschlichter) verlässlich zur Verfügung zu stellen. Zur Bewältigung der größer gewordenen pädagogischen Probleme seien unbedingt kleinere Klassen, gesicherte Stütz- und Förderkurse, bedarfsgerechte Ganztagesangebote sowie umfassende Lehrerfortbildungsmaßnahmen für den Umgang mit schwierigen Schülern zwingend nötig, mahnt der VBE-Sprecher an. „Jetzt Lehrerstellen zu streichen, ist eindeutig der falsche Weg.“
15. Februar 2013