Pädagogische Assistenten

Hasta la vista asistente

Arnold Schwarzenegger war im Umgang mit seinem „baby“, dem T 1000 Terminator, so wenig zimperlich, wie die Landesregierung im Umgang mit ihren Pädagogischen Assistenten: Am Ende war beides weg: Der Terminator und die Pädagogischen Assistenten. Dabei ist es ein Segen für die Landesregierung, dass wir Rektorinnen und Rektoren schlechte Nachrichten gewöhnt sind. Wo wir früher nach der Sauerstoffmaske gerufen hätten, schreckt uns heute, abgehärtet durch die tägliche Arbeit in politisch rauer See, auch vollkommen Unverständliches nicht mehr. Nebenbei bemerkt: Die Sauerstoffmaske wäre nicht für uns gewesen!

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Was war passiert? Alles hörte sich doch so gut an, so freundlich, wie es der Himmel über Los Angeles war, als der T 1000 den kleinen John aufgespürt hatte.

Nun zunächst wurde die Bezahlung der Pädagogischen Assistenten nach E 8 geregelt. Das war ein lobenswerter Schritt, der die ausnahmslos gut beurteilte Arbeit der Pädagogischen Assistenten würdigte. Dann kam die Entfristung der bislang befristeten Verträge. Ein weiterer lobenswerter Schritt, der sowohl den Pädagogischen Assistenten, als auch den Schulen Planungssicherheit für die Zukunft gab. Die Pädagogischen Assistenten hatten nun ihre Stelle sicher und mussten sich nicht im Oktober arbeitslos melden – außer vielleicht diejenigen, bei denen der Schulleiter das Kreuzchen bei „nicht geeignet“ gemacht hatte und die aufgrund dieser Beurteilung arbeitslos werden. Nach so vielen sinnvollen Maßnahmen, über die wir alle froh waren, kommt es jetzt knüppeldick! Die Schulen, die bereits einen Pädagogischen Assistenten haben, dürfen diesen behalten. Alle anderen Schulen, die auch gerne einen Pädagogischen Assistenten hätten, dürfen auch einen beantragen – aber sie bezahlen dafür mit einem Lehrer. Sie haben die Wahl, beides gibt es nicht: Pädagogischer Assistent oder Lehrer. Wenn wir jetzt so gut an den Schulen versorgt wären, dass es sich um eine echte Wahlmöglichkeit handelte, dann wäre es zwar immer noch kein schöner Zug, aber man könnte darüber nachdenken. So aber muss man nicht darüber nachdenken. Keine Schule in Baden-Württemberg ist so gut versorgt, dass der Verzicht auf einen Lehrer zugunsten eines Pädagogischen Assistenten nicht sofort den Pflichtunterricht gefährden würde – und darauf kann und wird sich kein Schulleiter einlassen. Es wird also zukünftig mit keinen neuen Einstellungen von Pädagogischen Assistenten zu rechnen sein. Wer noch keinen hat, wird auch keinen bekommen! Und die, die einen haben, werden auch nicht ruhig schlafen. Sobald die noch an der Schule befindlichen Pädagogischen Assistenten ein anderes, besseres Angebot erhalten, sind sie weg. Schauen Sie sich Ihren Pädagogischen Assistenten an! Woher kommt der denn? Und dann können Sie darüber philosophieren, wie lange Sie ihn noch haben. Hoffentlich wider Erwarten lange, denn wenn er weg ist, bekommen Sie keinen neuen! Es sei denn, Sie geben einen Lehrer dafür! Ein bisschen erinnert mich das an alte Kriegsfilme: Im Morgengrauen auf einer einsamen Brücke. Links am Ufer bewaffnete Soldaten auch rechts am Ufer dasselbe Bild. Die Uniformen unterscheiden sich. Durch den morgendlichen Dunst sind zwei Gestalten zu erkennen, die sich auf der Brücke langsam aufeinander zu bewegen. In der Mitte gehen sie ausdruckslos aber gezeichnet aneinander vorbei, keiner schaut den anderen an. Sie verschwinden am anderen Ufer wieder im Nebel. Nach zehn Minuten ist der gespenstische Austausch vorbei. Der Fluss fließt ruhig vor sich hin.

Wie schon gesagt, so ein Austausch wird in der Schulpraxis kaum vorkommen. Erlaubt muss aber die Frage sein, wo kommt der Lehrer, von dem sich die Schule trennen würde, denn hin? Wird er auf der anderen Seite der Brücke eliminiert? Weil ein Pädagogische Assistent jetzt seinen Platz an der Schule eingenommen hat? Welchen Platz überhaupt? Ein Pädagogischer Assistent kann nicht selbständig unterrichten. Ein Pädagogischer Assistent kann nicht den Platz eines Lehrers einnehmen, wird aber mit ihm verrechnet. Eins zu eins auch noch. Das eins zu eins entzieht sich unserem Verständnis. Ein Lehrer ist in A 12 besoldet, ein Pädagogischer Assistent in E 8. Dazwischen liegen Welten.

Ein Pädagogischer Assistent verdient als Berufsanfänger in der ersten Stufe 2.132 Euro brutto. Der eins zu eins verrechnete Grund- und Hauptschullehrer ist in A 12 eingruppiert, das sind für einen Berufsanfänger 3.109 Euro brutto. Der Pädagogische Assistent kostet also zunächst 977 Euro weniger. Die Argumentation des Landes, warum trotz dieser Gehaltsdifferenz ein Pädagogischer Assistent eins zu eins mit einem fast 1.000 Euro teureren Lehrer verglichen wird, ist nachvollziehbar: Es ist der Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung. Dieser ist bei einem Tarifbeschäftigten so hoch, dass der auf den ersten Blick deutlich teurere Lehrer das Land nicht mehr kosten würde als der Pädagogische Assistent in E 8, weil das Land für einen verbeamteten Lehrer keinen Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung abführen muss.

Gott, was sind wir froh, dass die in der Regierung so gut aufpassen und die Gehälter auch spitz – der Stuttgarter würde sagen: very sharp – nachrechnen. Da haben wir Baden-Württemberger das Gefühl, das Land ist in guten Händen. Ich habe mal unseren Wirtschaftskundelehrer gefragt. Der sagte die Lohnnebenkosten, wie sie auch genannt werden, liegen bei knapp 22 Prozent des Bruttolohnes. Bei 2.132 Euro sind das 469 Euro. So ganz ist mir der Vergleich jetzt doch nicht mehr klar. Der Pädagogische Assistent kostet das Land mit allem Drum und Dran 2.601 Euro, der verbeamtete Lehrer 3.109 Euro zuzüglich Beihilfe im Krankheitsfall. Während meiner Schulzeit habe ich gelernt 2.601 ist nicht gleich 3.109 Euro, und wehe, ich hätte damals etwas anderes behauptet: „Brand, setzen, sechs!“.

Der VBE fordert, ohne Wenn und Aber, von dieser unsinnigen Regelung, einen Pädagogischen Assistenten mit einem Lehrer zu verrechnen und Konkurrenzsituationen aufzubauen, Abstand zu nehmen!

Lassen Sie uns am Ende den Scheinwerfer noch einmal auf Arnold Schwarzenegger richten. Das Lexikon des internationalen Films schreibt über den Terminator 2: „ … inszenierte Gewalt- und Überlebensgeschichte, die ihre brutalen Aktionen mit dem überraschenden Postulat einer menschenwürdigen Welt durchsetzt!“ Hoffen wir auf ein ähnliches Postulat der Landesregierung.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr Gerhard Brand

VBE Landesvorsitzender

Forderung des VBE durchgesetzt!

Die Pädagogischen Assistentinnen und Assistenten an den
Haupt- und Werkrealschulen werden auf Stellen unbefristet
weiterbeschäftigt

VBE Landesvorsitzender Gerhard Brand

Gerhard Brand, VBE Landesvorsitzender

Am Donnerstag 29.9.2011 hat die Landesregierung beschlossen, dass die 580 Pädagogischen Assistentinnen und Assistenten an den Haupt- und Werkrealschulen nach Ablauf ihres Vertrages auf Stellen weiter beschäftigt werden. Damit erfüllt die Landesregierung eine nachhaltige Forderung des VBE, denn

 

  • die Pädagogische Assistenten werden nicht – wie seit Wochen befürchtet – kurzfristig arbeitslos!
  • die positive Arbeit unserer Pädagogischen Assistenten wird dadurch anerkannt!
  • die Weiterbeschäftigung erfolgt auf Stellen, also nicht mehr zeitlich befristet wie bisher, sondern unbefristet!
  • die Arbeit der Pädagogischen Assistenten wird durch diese Entscheidung fest institutionalisiert!
  • die Vergütung erfolgt nicht mehr nach TV 6, sondern grundsätzlich nach TV 8!

Der VBE freut sich, dass seine vielseitigen Initiativen und Verhandlungen mit dem Kultusministerium und den Landtagsfraktionen nun endlich  zum Erfolg geführt haben und

  • die Pädagogischen Assistenten jetzt wieder berufliche Perspektiven haben,
  • in einer höheren Vergütungsstufe eingestuft werden und
  • die Schulen weiter von ihrer anerkannten Arbeit profitieren können.

Der VBE hatte in einer Serie von sehr gut besuchten Veranstaltungen in allen vier Regierungspräsidien im ersten Halbjahr 2011 gemeinsam mit den teilnehmenden Pädagogischen Assistenten seinen Forderungskatalog erarbeitet und anschließend in die Verhandlungen mit den politischen Entscheidungsträgern nachhaltig eingebracht und jetzt im Ergebnis mit vollem Erfolg durchgesetzt!

Für alle Pädagogischen Assistenten an den Grundschulen in Baden-Württemberg, deren befristete Verträge erst 2013 auslaufen, wird sich der VBE ebenso als erfolgreicher Interessenvertreter nachhaltig für eine gleichberechtigte, unbefristete Weiterbeschäftigung einsetzen.

Gerhard Brand
VBE-Landesvorsitzender

Bernhard Rimmele,
Referatsleiter Arbeitnehmer im VBE

VBE: Pädagogische Assistenten brauchen Sicherheit

Bernhard Rimmele, Leiter des Referats „Arbeitnehmer““ des VBE Baden-Württemberg und des VBE Südbaden

Landesbezirk Südbaden. Den Verband Bildung und Erziehung (VBE) freut es, dass Bildung in der Koalitionsvereinbarung der grün-roten Regierung einen hohen Stellenwert hat. „Um diese hehren Ziele zu erreichen braucht man aber Personal“, stellt Bernhard Rimmele, der Leiter des Referats „Arbeitnehmer“ im Verband Bildung und Erziehung (VBE) Südbaden fest. Umso ärgerlicher sei, dass bisher weder die Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer noch ihr Ministerium ein Wort zur Weiterbeschäftigung der Pädagogischen Assistenten (PA) an Haupt- und Werkrealschulen über den Januar 2012 hinaus verlauten ließen. Die PAs brauchen Arbeitsplatzsicherheit, wenn sie nicht über Nacht in die Arbeitslosigkeit abrutschen wollen. Und jene Schulen, die inzwischen einen ordentlichen Stamm an PAs haben, brauchen Planungssicherheit über den Januar 2012 hinaus. Deshalb fordert der VBE eine baldige Entscheidung über deren Weiterbeschäftigung.

 

Wie Bernhard Rimmele zudem verlauten lässt, gibt es im Bereich der PAs auch weitere Dinge zu beleuchten, die unabhängig vom Januar 2012 zu klären sind. Denn die PA an Grundschulen sind noch ein weiteres Jahr bis längstens zum Januar 2013 beschäftigt. So fordert Rimmele die Tarifparteien auf, in den Arbeitsgruppen endlich das Ergebnis umzusetzen, dass Pädagogische Assistenten in der Entgeltgruppe E 8 eingestuft werden. Die nun Monate dauernde zögerliche  Haltung missfällt dem VBE als für die Pädagogischen Assistenten zuständige Gewerkschaft.

Des Weiteren -so ist der VBE überzeugt- sei es nun an der Zeit, die im Haushalt bereitgestellten Mittel in feste Stellen umzuwandeln. Dies, so Rimmele, wäre in diesem Bereich eine Verwaltungsvereinfachung und brächte für alle Beteiligten eine größere Verlässlichkeit. „Mit einem ‚Sich – immer – nur – von – Ast – zu – Ast – Hangeln‘ ist keinem gedient. Bildung erfordert eine langfristig angelegte Strategie. Wenn das Land eine bessere Schule möchte, was der VBE sehr begrüßt, dann muss es sich das Personal dafür etwas kosten lassen.“

Der VBE hofft, dass nach einem hoffnungsvollen Start in ein neues Bildungszeitalter der grün-roten Koalition nicht schon beim zweiten Schritt die Luft ausgeht.

15. August 2011